Lehrerin und Schülerin beim Homeschooling erledigen gemeinsam Aufgaben in einem Heft

Hausunterricht / Homeschooling

Homeschooling - früher eine Ausnahme, seit der Coronakrise allgengenwärtig

Der Hausunterricht, auch als Heimunterricht oder Homeschooling bezeichnet, ist eine Form des Unterrichts im privaten Rahmen. Statt eine Schule zu besuchen werden Kinder zu Hause von ihren Eltern oder einem Privatlehrer unterrichtet.
Der Hausunterricht ist in Deutschland äußerst umstritten. Da es in Deutschland im Gegensatz zu einigen anderen europäischen Staaten eine Schulpflicht und keine Bildungspflicht gibt, kann der Hausunterricht nur in Ausnahmefällen erteilt werden.

Befürworter des Hausunterrichts stellen das deutsche System der Schulpflicht, die den Besuch einer öffentlichen oder staatlich anerkannten Schule voraussetzt, immer wieder infrage. Sie kritisieren die Lehrinhalte, die Unterrichtsbedingungen und viele andere Punkte. Im Gegenzug sehen sie sich Vorwürfen ausgesetzt, zur Entstehung einer Parallelgesellschaft beizutragen und wissenschaftliche Sachverhalte verfälscht dazustellen bzw. an einer Ideologie auszurichten.

Ein Anspruch auf Hausunterricht besteht in Deutschland nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel weil ein Schüler durch eine längere Krankheit die Schule nicht besuchen kann. Eltern, die ihren Kindern aus anderen Gründen Heimunterricht erteilen, müssen damit rechnen, dass sie von staatlicher Seite belangt werden. Zahlreiche Gerichtsurteile bestätigen, dass die Schulpflicht in Deutschland durch den Unterricht zu Hause nicht erfüllt wird.

Die Coronakrise hat viele Dinge verändert, so auch den Schulalltag. Dawährend des Lockdowns Schulen zeitweilig schließen mussten, wurde das Homeschooling eingeführt, damit das Lernen nicht vollständig auf der Strecke blieb. Eltern, Lehrer und Schüler haben sich seit 2020 oft von einen auf den anderen Tag mit dieser Form des virtuellen Unterrichts vertraut machen müssen. Nach anfänglich großen Schwierigkeiten hat dieses System sich inzwischen etabliert und verläuft an den meisten Bildungseinrichtungen recht reibungslos. Durch diese Form des Unterrichtens kann Schule weiterhin stattfinden, auch wenn es einen Lockdown oder andere Umstände gibt, die den klassischen Unterricht in der Schule verhindern.

Homeschooling in der Praxis

Wie sieht der Unterricht zu Hause in der Praxis eigentlich aus? Klar ist, dass es für den Hausunterricht eine feste Struktur geben muss und der Unterricht nicht einfach nebenbei erfolgen kann. Der Heimunterricht ist in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung für Kinder und Eltern, denn sie gehen hier auch die Bezeihung zwischen Schüler und Lehrer ein, doch Alltagsprobleme dürfen den Unterricht nicht dominieren, hier müssen Mathematik, Englisch und andere Fächer im Vordergrund stehen. Vor allem für Eltern, die sich nie in der Rolle eines Lehrers gesehen haben und womöglich noch mehrere Kinder betreuen müssen, eine echte Herausforderung.
Für das Homeschooling ist es wichtig, dass es einen festen Platz für den Unterricht gibt. Dies muss kein eigenes Schulzimmer sein,  aber zumindest eine Schulecke in der Wohnung muss es geben, damit sich der Schulalltag auch räumlich vom zu Hause abgrenzt. Auch die Kleidung, die zum Unterricht getragen wird, sollte ordentlich und nicht zu leger sein. Hausunterricht im Schlafanzug ist auf Dauer eher ungeeignet.
Der Unterricht wird von Mutter oder Vater erteilt, für einige Fächer kann auch ein Lehrer engagiert werden, der zum Beispiel Naturwissenschaften im Blockunterricht erteilt und dazu einmal im Monat für einige Tage ins Haus kommt. Für die sogenannten Hauptfächer ist diese Variante nicht zu empfehlen, da sie nach Möglichkeit täglich auf dem Stundenplan stehen sollten. Handelt es sich um Homeschooling als Alternative zum Präsenzunterricht, dann übernehmen natürlich die Pädagogen aus der Schule die Funktion des Lehrers, wie sie es auch tun würden, kämen die Kinder in der Klasse zusammen. Allerdings sind die Elter hier in der Regel als unterstützende Kraft gefragt.
Der Lehrplan, nach dem unterrichtet wird, sollte sich an den Rahmenrichtlinien und Prüfungsanforderungen der öffentlichen Schulen in Deutschland orientieren. Für Eltern, die ihre Kinder zu Hause unterrichten wollen, ist die Erstellung des Lehrplans oft eine der größten Herausforderungen.
Der Unterricht sollte zu festen Zeiten stattfinden und in etwa dem gewöhnlichen Verlauf eines Schuljahres folgen. Er kann durchaus für mehrere Kinder unterschiedlichen Altes parallel erfolgen. Da die Lerngruppe klein ist, kann sich der Lehrer intensiv um die Förderung jedes Kindes kümmern und gezielt Aufgaben vergeben. Das selbstständige Erarbeiten von Unterrichtsinhalten nimmt spätestens nach dem Grundschulalter einen bedeutenden Umfang im Hausunterricht ein.

Argumente für Homeschooling

  • Keine Gewalt, kein Mobbing und keine Kriminalität
  • Keine überfüllten Klassen
  • Gezielte Förderung des Schülers und seiner speziellen Begabungen
  • Erziehung zu selbstständigem Arbeiten und viel Selbstdisziplin

Argumente gegen den Hausunterricht

  • Fehlende Sozialisation durch mangelnden Kontakt zu anderen Kindern
  • Fehlende Kontrolle über Unterrichtsinhalte
  • Verbreitung von Ideologien ohne Weiteres möglich
  • Keine Kontrolle über Missstände in der Familie von außen: Gewalt, Verwahrlosung etc.