Ein junges Mädchen turnt auf ihrem Bett herum, neben ihr liegt ein kleiner Hund

Privatsphäre im Kinderzimmer?

Wie viel Privatsphäre braucht mein Kind?

Wenn es um das Kinderzimmer geht, ist es für viele Eltern eine echte Herausforderung einen Mittelweg zwischen Kontrolle und Privatsphäre zu finden. Dabei geht es den meisten Eltern in erster Linie darum, ihr Kind so gut es geht zu beschützen - vor den Gefahren des Internets, vor falschen Freunden und vor vielen anderen Dingen. Doch bei aller Fürsorge sollte die Privatsphäre des Kindes nicht in Vergessenheit geraten, denn Kinder brauchen auch Zeit für sich, müssen nicht alle Geheimnisse mit ihren Eltern teilen und müssen manche Dinge einfach ausprobieren.

Kinder haben übrigens sogar ein Recht auf Privatsphäre, so steht es in den UN-Kinderrechtskonventionen. Trotzdem ist das Kinderzimmer natürlich kein rechtsfreier Raum, trotz aller Forderungen nach Privatsphäre haben Eltern auch eine Aufsichtspflicht, die sie nicht vernachlässigen dürfen. Hin und wieder kommt es dabei zu Streit darüber, wo die Grenzen liegen. Das ist ein natürlicher Prozess, den es in fast allen Familien gibt und den es mit Abmachungen, Regeln und Vertrauen zu lösen gilt.

Auf die Frage, wie viel Privatsphäre Kinder brauchen, gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn wie immer kommt es auf das Kind und dich als Elternteil an. Jedes Kind ist anders. Während manche Kinder bereits im Alter von drei oder vier Jahren schon gerne für eine Weile alleine in ihrem Kinderzimmer spielen, kleben andere in diesem Alter ständig an deinem Rockzipfel. Natürlich solltest du als Mutter oder Vater gelegentlich nach dem Rechten schauen, auch wenn sich dein Nachwuchs mit seinem Puppenhaus, Legosteinen oder einem Puzzle gerne selber beschäftigt. Je jünger dein Kind ist, desto wichtiger ist es, dass du hin und wieder einen Blick ins Kinderzimmer wirfst. Aber auch bei älteren Kindern solltest du sie nicht völlig sich selbst überlassen. Vor allem, wenn es verdächtig still wird, solltest du einen Blick riskieren. Dabei ist es ein Zeichen des gegenseitigen Respekts, vorher anzuklopfen.

Das Kinderzimmer: Regeln für Eltern

Kleine Kinder haben noch kein Bedürfnis nach Privatsphäre, mit zunehmendem Alter ändert sich dies allerdings und spätestens in der Pubertät wird sie für Kinder sehr wichtig. Eltern sollten sich daher an ein paar Regeln halten, um die Privatsphäre ihres Kindes zu wahren.
Ganz gleich, in welchem Alter die Kinder sind, sie können es garantiert nicht leiden, wenn Spielzeug oder Kleidung ohne ihr Wissen aussortiert und wegegeben wird. Quellen die Schränke über und gibt es altes Spielzeug, mit dem nicht mehr gespielt wird, sollte gemeinsam aussortiert werden.

Etwa ab dem Schulalter sollten sich Eltern angewöhnen, an die Tür zu klopfen, ehe sie das Zimmer ihres Kindes betreten. Herumstöbern im Kinderzimmer ist ein absolutes Tabu - Tagebücher, Briefe, Geheimschubladen usw. sind nichts für Eltern. Zügel deine Neugier!
Natürlich gibt es Grenzen! Entdeckst du plötzlich Sachen im Kinderzimmer, die du nicht gekauft hast und die dein Kind auch nicht geschenkt bekommen hat, sprich es darauf an.

Hat dein Kind Freunde zu Besuch, platze nicht dauernd ins Zimmer. Hast du Bedenken oder Sorgen, dann klopfe nach einiger Zeit an und frage, ob du etwas zu essen oder zu trinken bringen darfst. Aber belasse es dabei und wiederhole dies nicht pausenlos. Sosnt wird sich dein Kind eher zurückziehen und in Zukunft an einem anderen Ort mit seinen Freunden treffen, da es sich gestört und kontrolliert fühlt.

Offene Gespräche helfen oft mehr als Verbote. Kinder fühlen sich dann weniger bevormundet und gehen eher auf Vorschläge ein. Einfache Abmachungen können helfen, dass sich beide Seiten wohlfühlen.

Die räumlichen Gegebenheiten

Ein Kind braucht einen Rückzugsort. Das ist ganz normal und sollte, wenn es irgendwie geht, auch ermöglicht werden. Ein Kinderzimmer sollte daher kein Durchgangszimmer sein und auch keine Glastüren oder lediglich einen Vorhang anstelle einer Tür haben.
Wenn es in den eigenen vier Wänden absolut nicht möglich ist, dass dein Kind ein eigenes Zimmer hat, dann lässt sich mit etwas Erfindungsreichtum und Fantasie aber sicherlich dennoch eine Lösung finden. Oft macht Not erfinderisch. Lassen sich vielleicht Dachboden oder Keller ausbauen? Gibt es einen Schuppen, der hergerichtet werden kann? So kann ein Rückzugsort für jedes Kind entstehen, auch wenn es gemeinsam mit seinen Geschwistern in einem Zimmer schläft.
Nach Möglichkeit sollten Kinder spätestens ab dem Schulalter ein eigenes Zimmer haben, um sich dort auch von ihren Geschwistern zurückziehen zu können. Dort können sie auch ganz in Ruhe ihre Hausaufgaben erledigen.

Zimmertür abschließen:

Ist das ok?

Darf die Tür des Kinderzimmers abgeschlossen werden oder nicht? In vielen Familien gibt es Streit über genau dieses Thema. Einige Kinder schließen sich stundenlang ein und lassen darüber auch nicht mit sich reden. Eltern sehen in diesem Fall oft nur eine Lösungsmöglichkeit: Sie kassieren den Zimmerschlüssel ein.
Dies ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn sich das Kind nicht an klare Regeln hält oder in seinem Zimmer Unfug anstellt. Ob es sich dabei um zu laut aufgedrehte Musik handelt, ob es raucht oder nachts stundenlang Computer spielt ist im Prinzip egal, wenn sich das Kind nicht an die ausgemachten Regeln hält, muss es mit Sanktionen, wie dem Einzug des Zimmerschlüssels rechnen. Im Gegenzug können auch Privilegien gewährt werden, wenn alles reibungslos verläuft.

Klar sollte sein, dass kleinere Kinder ihre Zimmertür grundsätzlich nicht verschließen dürfen. Bis zu einem Alter von 10-12 Jahren, abhängig vom Entwicklungsgrad, sollte einfach kein Zimmerschlüssel verfügbar sein. Zu groß sind die Gefahren: Das Kind kann die Tür unter Umständen nicht eigenständig öffnen, es verletzt sich bei einem Sturz aus dem Bett oder hat andere gesundheitliche Beschwerden.

Auch bei Abwesenheit des Kindes (Schule, Besuch bei Freunden etc.) sollte das Zimmer grundsätzlich nicht verschlossen sein, schließlich kann es immer einen Rohrbruch geben, ein Elektrogerät fängt an zu schmoren oder es gibt einen anderen, wichtigen Grund, das Kinderzimmer zu betreten. Im Gegenzug sollten Eltern die Privatsphäre des Kindes wahren und in seiner Abwesenheit das Zimmer nicht betreten. Hier ist gegenseitiges Vertrauen gefragt.